Franz May

Viele Jahre ging man davon aus, dass der Käufer des Grafenwaldes, der Gemeindevertreter, der sich für den Bau der ersten Schule einsetzte und derjenige, der u. a. das Grundstück für die Kirche spendete, ein und dieselbe Person seinen: Franz May

Merkwürdig erschien allerdings die Angabe, dass dieser Franz May beim Kauf des Grafenwaldes acht oder neuen Jahre alt gewesen sein muss (geboren 1847, Kauf 1856). Franzis Janknecht konnte Licht ins Dunkle bringen und stellte fest, dass es mehrere Generationen mit dem Namen Franz May gab1:

1. Generation: Franz May

Franz May vom May-Hof in Borbeck-Gerschede

Er ist verheiratet mit Maria Gertrud Münstermann.

2. Generation: Franz Gerhard May

geboren am 01.04.1822, gestorben am 16.11.1886

Franz Gerhard May heiratet Maria Agnes Hollmann gt. Große Hagen

Im Heft 5 der Schriftenreihe des Vereins für Orts- und Heimatkunde Kirchhellen heißt es:
"1853 erwarb Wilhelm Kremer ... auch die Gillhausensche Hälfte, verlor aber den ganzen Besitz 3 Jahre später, weil er in der vereinbarten Zeit die Kaufgelder nicht auftreiben konnte. Neue Erwerber waren Franz May genannt Große Hager aus Gladbeck-Rentfort und Th. Heimath jr. aus Holthausen, der letztere schied aber bald aus dem Besitz aus."
Demnach hat Franz Gerhard May 1856 den Grafenwald gekauft. Über die Größe der Fläche gibt es unterschiedliche Angaben. Es tauchen die Zahlen 642 Morgen2 und 1.100 Morgen3 auf.

Das Ehepaar May/Hollmann lässt in Gladbeck 7 Kinder taufen. Bei der Geburt des 7. Kindes stirbt die Mutter 1860 im Kindbett.

Am 25.12.1873, verstarb der Schwiegervater von Gerhard Franz May in Holthausen. Dieser Eintrag im Kirchenbuch von St. Johannes lautet: Bernhard Hollmann gt. Große Hagen, Witwer - 81 Jahre. Erbe: der Schwiegersohn Franz May in Holthausen.

Demnach muss Franz Gerhard May zwischen 1860 und vor 1873 nach Kirchhellen-Holthausen gekommen sein.

1876 lässt Franz Gerhard May dort, wo Wilhelm Kremer gewohnt hatte, einen Neubau errichten. Das Haus hatte die Adresse "Holthausen 90"

Bei den Volkszählungen 1880 und 1885 wird unter dieser Anschrift der Name "May" geführt. 1880 gab es drei männliche und drei weibliche Bewohner; 1885 zwei männliche und 2 weibliche.

Franz Gerhard May stirbt am 16.11.1886. Der Eintrag im Kirchenbuch lautet: Gerhard Franz May, Wittwer der Agnes Große Hagen in Gladbeck, wohnhaft in Holthausen, 64 Jahre / 7 Monate / 15 Tage.

3. Generation: Franz May

geboren 02.07.1847, gestorben 10.9.1906

Franz May wurde am 2. Juli 1847 in Gladbeck als Sohn von Franz Gerhard May und der Maria Agnes Hollmann gt. Große Hagen geboren.

Am 27.01.1880 heiratet Franz May in Kirchhellen (Dorf) die Witwe Agnes Schulte-Löbbert geb. Ellinghorst. Am Tag der Hochzeit zog er zu seiner Frau nach Kirchhellen. Die Anschrift lautete "Kirchhellen 19".4
Die Witwe Agnes Schulte-Löbbert hatte mit Heinrich Schulte-Löbbert 4 Kinder, von denen zwei bereits bei der Heirat mit Franz May verstorben waren, das dritte Kind starb 1891.

Die Eheleute May/Schulte-Löbbert bekommen 3 Kinder.

Nach dem Tod seiner Frau 1885 heiratet er 1886 Franziska Feldhaus aus Stoppenberg (Essen).

Dem Ehepaar werden 1887, 1889, 1892 und 1893 Kinder geboren, wobei als Wohnort immer das Dorf Kirchhellen angegeben wird.

Franz May setzt sich für den Bau einer Kirche in Grafenwald ein. In einem Brief von Pfarrer Dr. Lohmann vom 09.03.1894 an das Generalvikariat in Münster heißt es:
"Der jetzt noch im Dorfe wohnende Kaufmann Franz May hat in Grafenwald einen Grundbesitz von 300 Morgen und beabsichtigt seinen Wohnsitz auch dort zu verlegen."

1895 ist Franz May als Zähler für die Volkszählung eingesetzt. Er hat den Zählbezirk Nr. 9, der die Häuser Holthausen 99 bis 118.5

1896 verkaufte Franz May einen Großteil seines Besitzes in Grafenwald an die Firma Rheinstahl. Verkauft wurde auch das 1876 von seinem Vater errichtete Haus. Später wohnten dort die Förster Töfflinger und Bodemann und auch Fritz Schlüter mit seiner Familie. Das Haus steht noch heute an Vossundern.

Unweit des Hauses lässt Franz May am 4. Oktober 1896 die Franziskus-Statue errichten.

In der Akten der Pfarre Hl. Familie taucht der Name "May" mindestens bis 1901 auf (Spenderliste für die Weihnachtskrippe, Schriftverkehr mit Holzhändler aus Schermbeck)

1903 stirbt ein Kind von Franz May, ein drei Monate alter Säugling. Als Wohnort wird Grafenwald angegeben.

Am 10. September 1906 stirbt Franz May lt. Totenzettel im Alter von 59 Jahren in Köln, beigesetzt ist er in Münster. Ort und Datum des Todes seiner Frau konnten noch nicht festgestellt werden.

Im Adressverzeichnis der Gemeinde Kirchhellen von 1914 ist als Eigentümer des Hauses "Holthausen 117/2" eingetragen: "May, Franz, Witwe". Dieses Haus steht heute noch an der Maystraße.

4. Generation: Franz May

Auf Kaufverträgen für weitere Grundstücke aus dem Besitz vom May findet sich zu einem späteren Datum ebenfalls der Name Franz May. Es dürfte sich um seinen Sohn Franz, geb. 1880 handeln. 1882 gab es noch einen Sohn Franz Heinrich und 1889 Franz Josef Hugo.

Offene Fragen:

Welcher Franz May war 1872 Gemeindevertreter und hat sich für den Bau der Schule Grafenwald eingesetzt: Vater (2. Generation) oder Sohn (3. Generation)? Der Vater (geboren 01.04.1822) war zum Zeitpunkt der Antragstellung (11.04.1872) 52 Jahre alt. Der Sohn (geboren 02.07.1847) war erst 24 Jahre alt.

1880 ist ein Franz May als Zähler bei der Volkszählung eingesetzt. Vater oder Sohn?


Quellen:

1 Franzis Janknecht: Genealogische Daten von Franz May anhand der Kirchenbücher St. Johannes der Täufer in Kirchhellen und St. Lamberti in Gladbeck.

2 Johannes Rottmann: Alles über Grafenwald, Heft 5 der Schriftenreihe des Vereins für Orts- und Heimatkunde Kirchhellen, S. 22

3 Hans Büning, Johannes Rottmann: Christliches Brauchtum in Kirchhellen, Heft 19 der Schriftenreihe des Vereins für Orts- und Heimatkunde Kirchhellen, S. 55 f

4 Stadtarchiv Bottrop: Hausakte Kirchhellen, Haus Nr. 19

5 Stadtarchiv Bottrop: Akte der Volkszählung 1895 in Kirchhellen


letzte Änderung: 01.11.2009 Impressum - Datenschutz